Eine Küchenzeile für unter 100€ selber bauen. So geht's!
Aktualisiert: 6. Okt. 2022
Vor Kurzem kam eine gute Freundin aus Leipzig auf uns zu und fragte, ob wir ihr mit Holzbauen bei dem Bau einer Küchenzeile für ihre WG helfen können. Die Küchenzeile sollte einen Einbauherd- und -backofen aufnehmen, eine kleine Arbeitsfläche besitzen und - ganz wichtig - das ganze sollte nicht mehr als 100€ kosten. Unserem Anspruch gerecht zu werden, dass schöne Möbel aus Massivholz nicht teuer sein müssen und meistens sogar günstiger sind, als das Sperrholz bei Ikea, haben wir uns direkt an die Arbeit gemacht. In diesem Artikel zeigen wir dir, was wir uns bei der Planung gedacht haben und wie du alles ganz einfach selber nachbauen kannst.
Die Planung
Um die Materialkosten so gering wie möglich zu halten, wollten wir auf Winkel verzichten. Heraus kam eine einfache stabile Konstruktion aus verschraubten Kanthölzern. Diese Konstruktion haben wir auch für unser Bettgestell verwendet. Die Anleitung dazu gibt es hier. Aber erstmal von vorn. Kurz nach unserem Gespräch erhielten wir die folgenden Maße der geplanten Küchenzeile.
Breite: 110 cm | Tiefe: 60 cm | Höhe 90 cm
Für die Herdplatte war ein Ausschnitt von 55cm x 48cm notwendig. Das Fach für den Backofen hat die Maße 57cm x 57cm. Unsere Idee war, den Backofen wie eine Schublade in den Rahmen der Küchenzeile zu schieben.
Wir fertigten auf die Schnelle eine erste Skizze an. Im ersten Entwurf waren noch drei Fächer geplant, die aber dann gestrichen wurden, um Platz für die Mülleimer zu machen. Das machte die Konstruktion und den Holzzuschnitt nochmal ein bisschen einfacher.

Um auf Winkel zu verzichten, entschieden wir uns für eine geschraubte Rahmenkonstruktion. Die einzige Schwierigkeit bei der Planung ist die Schraubreihenfolge. Diese sollte man sich im Voraus überlegen, da man an mache Stellen später nicht mehr hinkommt.
Nachdem die Reihenfolge und die Konstruktion stand, ging's an den Holzzuschnitt. Wir haben uns für unser 60mm x 60mm Kantholz und eine Arbeitsplatte aus Leimholz entschieden. Das sollte sich später noch als kleines Problem erweisen. Der quadratische Querschnitt des Kantholzes hat den Vorteil, dass man sowohl beim Planen, als auch bei der Montage nicht auf die Ausrichtung der Bauteile achten muss.
Der Zuschnitt - Kantholz und Leimholzplatte
Unser Plan ergab schlussendlich folgende Teileliste, die wir maßgenau in unserer Schreinerei zugeschnitten haben. Die Materialkosten belaufen sich auf 61€, der Versand kostete 9,99€ - Wir bleiben also weit unter dem maximalen Budget von 100€.

Versendet haben wir das Holz wie immer mit illox. Leider wurde die Leimholzplatte beim Transport beschädigt. Die schmalen Streben am Ausschnitt für den Herd sind mehrfach gebrochen. Zum Glück sind unsere Pakete versichert und der Schaden wird von illox ersetzt. Wir haben uns trotzdem dazu entschieden die Bruchstücke zu leimen und mit der Montage zu beginnen.
Kleines Update: Mittlerweile versenden wir CO2-neutral mit GLS.
Ein wichtiger Hinweis bevor es an's Montieren geht: Wir haben 5,0 x 80 mm Senkkopfschrauben verwendet. Damit die Schrauben die Bauteile fest miteinander verbinden können, ist es wichtig, dass sie genug Kraft bzw. Zug ausüben können. Hierfür ist eine Schraube so gestaltet, dass das Gewinde einige Millimeter unter dem Schraubenkopf aufhört (30mm bei den von uns verwendeten Schrauben, siehe Bild).
So kann das Gewinde in das eine Bauteil eindringen und der Schraubenkopf und der Teil ohne Gewinde ziehen beide Bauteile fest zusammen. So hat man nicht nur die Schraube als Verbindung, sondern auch die Reibung und die Auflage zwischen den Bauteilen.
Um die Schraubenkonstruktion so perfekt zu nutzen, haben wir mit einem 10er Holzbohrer alle Löcher mit 30 mm vorgebohrt (siehe Bild). Das 10er Bohrloch ermöglicht, dass man mit dem Schraubaufsatz des Akkuschraubers in des Bohrloch kommt und so die Schraube sauber festziehen kann.
Das hat super geklappt und die Küchenzeile steht ohne Winkel und Verstrebungen stabil.
Tipp: Markiere die 30 mm am Holzbohrer mit einem schmalen Stück Klebeband. So lassen sich die Löcher ziemlich genau bohren, ohne bei jedem Loch messen zu müssen.
Die Montage
Wie vorher schon kurz erwähnt, ist es nun wichtig die geplante Schraubreihenfolge zu beachten. Wir sind wie folgt vorgegangen.
Rahmen für die Unterkonstruktion verschrauben
Nach dem Auspacken haben wir die Teile erstmal auf dem Boden geordnet und das Kantholz für den Rahmen an der Arbeitsplatte ausgerichtet. Nach dem Anzeichnen wurden die 10 mm Löcher wie oben beschrieben vorgebohrt und die langen Seiten (l = 110 cm) mit den Querstreben (l = 48 cm) jeweils mit einer Schraube verschraubt.
Füße anschrauben und Querstützen für den Backofen einsetzen
Die sechs Füße haben wir jeweils mit zwei Schrauben befestigt. Das verhindert, dass sich die Füße verdrehen können und gibt noch einmal zusätzliche Festigkeit. Beim Positionieren der Schrauben ist etwas Genauigkeit gefragt, damit die beiden Schrauben nicht mit der Verschraubung des Rahmens kollidieren (siehe Bild 2 und Bild 3).
Arbeitsplatte von unten anschrauben und Herd und Backofen einsetzen
Die Arbeitsplatte lässt sich ganz einfach von unten Anschrauben. Hierbei ist lediglich darauf zu achten, mit der richtigen Tiefe (wir haben 20 mm gewählt) vorzubohren. Das verhindert, dass die Schrauben später auf der Oberseite der Arbeitsplatte rausschauen.
Nach der Montage der Querstützen für den Backofen können Herd und Ofen eingesetzt werden. Falls ihr feststellt, dass der Ofen nicht auf der hinteren Querverstrebung aufliegt, könnt ihr noch ein weiteres Kantholz als Stütze zwischen die zwei Querverstrebungen montieren (in der Materialliste ist das bereits enthalten). Und fertig! Bzw. noch nicht ganz - du solltest die Arbeitsplatte auf jeden Fall behandeln. Wir haben dazu eine Holzlasur für den Innenraum verwendet und diese in drei Schichten aufgetragen.
Das Tolle an der Konstruktion ist, dass man außer Holz und Schrauben kein zusätzliches Material benötigt und dass man von vorn betrachtet nur vier Schrauben sieht. Die Konstruktion kann in allen Maßen variiert werden und bietet so die Möglichkeit, für wenig Geld eine schöne Küche aus Massivholz zu bauen.